Vom Verlieren, Geschichten-Erzählen und der Rennerei zum Feuer
Ich bin davon überzeugt, dass man mehr lernt, wenn man scheitert.
Meg Whitman, Chefin von Hewlett Packard Enterprise, einem Silicon-Valley-Unternehmen der 1. Generation, und Ex-Google-Chefin; sie verlor 2010 die Wahl zur Gouverneurin von Kalifornien. Weitere Splitter aus dem Interview mit dem Handelsblatt vom 10. Juni 2016:
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Unser Motto bei Hewlett Packard lautet: Wir rennen zum Feuer. Wenn es ein Problem gibt, rennen wir darauf zu. Probleme werden nicht besser, wenn man sie liegen lässt.
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In der Politik geht es immer um die Geschichte, die du erzählst, nicht um Fakten oder Zahlen.
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Wir unterstützen Start-ups darin, erfolgreich zu sein – und dieser Idee folgt alles andere.
Gadamer: Fortschritt der Technik
Der Fortschritt der Technik trifft auf eine unvorbereitete Menschheit.
Hans-Georg Gadamer im Sammelband „Verborgenheit der Gesundheit“ (zitiert nach FAZ 25.5.2016 „Rauchendes Elend“)
Sprachbilder (1): Der Sturz von einem Pferd
Jose Saramago über den Sturz von einem Pferd, das er nie bestiegen hatte:
Äußerlich war er folgenlos, aber meine Seele hinkt seit siebzig Jahren.
Der portugiesische Dichter in „Kleine Erinnerungen“: Er erzählt von einem mürrischen Gaul, den er als Jugendlicher bestiegen hatte, als Entschädigung für ein versagtes Abenteuer der Kindheit. Doch der Gaul wendet ihm beim Abschied nicht einmal den Kopf zu,
Die Demokratie und der Mensch, das irrationale Wesen
Jeder, der die Demokratie verteidigen will, muss bedenken, dass der Mensch vor allem ein irrationales Wesen ist. Zuerst fühlen wir, dann erst denken wir nach.
Der polnische Schriftsteller Stefan Chwin, Chronist seiner Vaterstadt Danzig, wo er am 11. April 1949 geboren wurde
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Quelle: FAZ, 24. Januar 2016, Seite 14 „Die hohe Kunst ein Pferd zu besteigen“
Vom Abschreiben im Netz oder: Lernen, im Regen zu tanzen
Man sollte im Leben nicht warten, bis der Sturm vorübergeht, sondern vielmehr lernen, im Regen zu tanzen.
Den Spruch las ich bei meiner Zahnärztin, die ihn am Empfang aufgestellt hat – mit dem Autoren-Hinweis: Theodor Fontane. Der Spruch, der aufgeregte Seelen wärmt, findet sich in einigen Zitate-Sammlungen, aber in Fontanes Werk ist er nicht zu recherchieren: Man schreibt also fleißig ab, einer vom anderen wie einst in der Schule und geht nicht an die Quelle. In welchem Zusammenhang taucht das Zitat auf? Was steht davor? Was dahinter?
Gerade das Internet hat uns unkritischer werden lassen: Wir glauben einfach, wenn bei Google einige Dutzend Belege zu finden sind. Nur – Google recherchiert nicht, Google kennt nicht die Wahrheit, Google listet auf.
Wer kennt den Ursprung des Zitats: Lernen, im Regen zu tanzen?
Von Abschied und Enttäuschung: Wie Hölderlin damit umging
Ein Mensch – „und wenn die Begeisterung hin ist, steht er da, wie ein mißratener Sohn, den der Vater aus dem Hause stieß, und betrachtet die ärmlichen Pfennige, die ihm das Mitleid auf den Weg gab“
Aus Hölderlins Briefroman „Hyperion an Bellarmin“, etwa 1799 geschrieben in der Nürtinger Neckarstiege in „der Mutter Haus“ – nach der Enttäuschung seines Lebens: Der 27-Jährige hatte sich unsterblich in Susette verliebt, die Frau des Bankiers Jakob Gontard, der ihn als Hauslehrer seiner Kinder verpflichtet hatte; als er die Liebe entdeckte, warf er Hölderlin raus.
Enttäuscht vom Leben ist auch der Grieche Hyperion, der seinem deutschen Freund Ballarmin schreibt: „Ich habe nichts, wovon ich sagen möchte, es sei mein eigen… Mein Geschäft auf Erden ist aus. Ich bin voll Willens an die Arbeit gegangen, habe geblutet darüber, und die Welt um keinen Pfenning reicher gemacht. Ruhmlos und einsam kehr ich zurück.“
Wie die Westfalen sind
Die Sturheit der Westfalen ist die früheste Form der Nachhaltigkeit.
Der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau am 28. August 2015 zur Ausstellungs-Eröffnung „200 Jahre Westfalen“
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Quelle: RN-Newsletter von RN-Chefredakteur Wolfram Kiwit 29.8.
Abschied: Wenn ein Freund weggeht
Wenn ein Freund weggeht, muß man die Türe schließen, sonst wird es kalt.
Bertolt Brecht – So eröffnete der TA-Deskchef seinen täglichen Newsletter an meinem letzten Arbeitstag in der TA; in seinem Newsletter steht der Plan für die kommende Ausgabe.
Selbstfindung – dafür reicht ein Leben nicht
Wir kennen den Satz, leicht dahingesagt: „Da kennst du mich schlecht.“ Marina antwortet leise ihrem Freund nach einer Pause:
Meine Mutter sagt, ein ganzes Leben reicht nicht einmal, um sich selbst kennenzulernen.
(Martin Suter, Montecristo, Seite 306)
Islamisten, Martyrer und Jungfrauen
Wer ernsthaft glaubt, nach dem Tod 72 Jungfrauen zu bekommen, der kann nicht erwachsen sein.
Der Anwalt eines jungen Mannes, der sich wegen Beteiligung am Terror in Syrien vor dem Oberlandesgericht München verantworten musste. Obwohl der Angeklagte bereits 21 Jahre alt ist, forderte sein Anwalt mit dieser „Jungfrauen-Begründung“ die Anwendung des Jugendstrafrechts.
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- Andreas: Vielen Dank für den Spoiler…. manche Leute sollten wirklich überlegen die Finger vom Netz zu lassen.
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